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Grußwort zur Verabschiedung von Detlef Spindler

                              

Grußwort Dirk Gerdes anlässlich der Verabschiedung von Detlef Spindler, Leiter des Didak­tischen Zentrums Oldenburg (DIZ), in den Ruhestand (Okt. 2006)

 

Lieber Detlef, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren!

Stellen Sie sich heute ein Expertengremium vor, in dem Christoph Edel­hoff und Heinz-Wil­helm Brockmann sich in einem zwanglosen Diskurs darauf einigen, dass

„Lehrerfortbildung ... kein Instrument, sondern ... eine Lernform von erwachse­nen Professionellen“ (Edelhoff S. 13) sein soll. (…)

„Ein Prozess, der die gesamte Persönlichkeit ansprechen und be­gleiten muss...“ (Brockmann S. 16) (...), der „für den teilnehmenden Lehrer ein Stück Alternative, ein Stück Aussetzen aus dem Alltag, ein Stück Muße und freien Raum bieten (muss), damit überhaupt eine solche Fortbildung gelingen kann.“ (Brockmann, S. 16) 

Diese Sätze sind Originalzitate der beiden genannten Personen. Sie stammen aus Beiträgen für ein von Wilm Renneberg moderiertes GEW-Expertengespräch zum Thema Schulent­wicklung und Regionalisierung der Lehrer­fortbildung  während der Pädagogischen Woche 1988 hier in Oldenburg.

Brockmann war seinerzeit gerade Präsident des NLI geworden. Edelhoff wirkte als renommierter Fachbereichsleiter am Hessischen Institut für Lehrer­fort­bildung (HILF). 

Das HILF hatte seinerzeit in Weiterentwicklung einer weit zurückreichen­den reformpädagogischen Tradition ein viel beachtetes ko­operatives Mo­dell der Lehrerfortbildung durchgesetzt. Hier setzten enga­gierte Lehrer, die Lehrer­verbände, die Schulaufsicht und auch das Kul­tusministerium auf gleicher Augenhöhe Prozesse des „teacher develop­ment“ in Gang. Dies in der Er­kenntnis, dass – und hier zitiere ich Peter Döbrich von der gleichen Tagung –

die Annahme, Fortbildung sei der Transmissionsriemen für irgend­welche neuen Einfälle zentraler Administrationen ... im internationa­len Bereich an und für sich tot“ sei.

Vor dem Hintergrund dieser Dis­kussionen reiften Mitte der 80er Jahre hier im Nordwesten erneut - auch im Rückgriff auf das RPZ-Modell der 70er Jahre - Konzepte der regiona­lisierten Lehrerfortbildung, die dann endlich 1992/93 mit den beiden Sonderformen RPZ Aurich und OFZ Oldenburg ihre institutionelle Form fanden.

Edelhoff hatte 1988 gefordert:

„Die Rolle von Lehrerfortbildung hätte ... darin zu lie­gen anzuregen, Informatio­nen zu geben, Inititativen zu stützen, Service zu ma­chen, Ideen zu liefern, vor allem aber: Personen miteinander zu verbinden, zu vernetzen. Menschen zu­sammen(zu)führen, die Schule verbes­sern wollen.“ (Edelhoff S. 13f).

Diese Rolle hatte schon seit Jahre Detlef Spindler mit dem ZpB und sei­nen vielen Kooperationsgremien und Arbeitsstellen, die heute das DIZ bilden, übernommen. Niemand hätte allerdings damals gewagt, das ZpB explizit als eine Einrichtung der Lehrerfortbildung zu bezeichnen. Auch dem damaligen KBZ in Aurich war es strikt verboten, die Arbeit seiner vielen Aks und GKs als Aktivitäten der Lehrerfortbildung zu werten.

Geräuschlos und alte Polarisierungen aufbrechend – kurz wie ein wan­delnder Ver­mittlungsausschuss - führte Detlef Spindler damals wie heute Menschen aus Wis­senschaft, Bildungsverwaltung und Schulen zusam­men. Unter seiner geduldigen Moderation konnte und kann man sich trotz aller Interessengegensätze immer wie­der auf Gemeinsamkeiten verständigen.

Ob das heute noch in diesem Ausmaß wie 1988 auch zwischen Heinz-Wilhelm Brockmann und Christoph Edelhoff gelingen würde, mag man bezweifeln. Das Hes­sische Institut für Lehrerfortbildung ist 2005 endgül­tig beerdigt worden – inhaltlich wie organisatorisch. Niemand weiß, wie das Unterstützungssystem für die eigenverant­wortliche Schule in Nie­dersachsen zukünftig aussehen wird.

Eines aber ist sicher: Fortbildung wird wieder zu einem Instrument, zu einem Trans­missionsriemen zentraler Bildungspolitik wer­den. Peter Döbrich würde heute ohne mit der Wimper zu zucken genau das Gegen­teil von dem behaupten, was er vor 18 Jahren hier in Oldenburg als wis­senschaftli­che Lehrmeinung verkündete.

Die Winde des Wandels haben sich wieder gedreht – und viele stellen sich die Frage, ob sie Segel set­zen oder gegen den Strom schwim­men sollen. Ich denke, Detlef wird für beide Gruppen, Segler wie Schwimmer, bald einen Gesprächskreis gründen. Als Namen schlage ich GPP-OO vor: Graue Pädagogen-Pan­ther Oldenburg-Ostfries­land. Wer würde nicht gerne mit ihm Segeln ge­hen – gerade auch als Pensionär?

 

Vielen Dank!