Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.
Regionale Bildungskonferenz in Ostfriesland? Pro und Contra.

 

 

Dirk Gerdes (März 2003):

Argumente für die Gründung einer Regionalen Bildungskonferenz in Ostfriesland

____________________________________________________________________________________________________

 

1.   Die Begründung, mit der ich am 15. Juni 2002 in der Landschaftsversammlung die Einrich­tung einer Regionalen Bildungskonferenz vorgeschlagen habe, lag damals in dem allge­meinen Trend der Regionalisierung des Bildungswesens, der in Niedersachsen z.B. in den Empfehlungen des Niedersächsischen Bildungsrates (August 2000) oder auch in den unterschiedlichsten Projekten des Kultusministeriums (Regionalisierung der Lehrerfortbil­dung, Projekte "Regionen des Lernens" oder "Qualitätsentwicklung in regionalen Netzwer­ken", BBSen als regionale Kompetenzzentren etc.) zu erkennen war. Aus der Tradition und Funktionsweise von Ostfriesischer Landschaft und RPZ heraus begrüßen wir die Wiederent­deckung des Regionalitätsprinzips als Innovationsmotor für die Reform des öffentli­chen Bil­dungswesens.
 
2.   Allerdings wäre es kurzsichtig, nicht auch auf die möglichen Fall­stricke einer Regionalisie­rung des Bildungswesens hinzuweisen. Begrüßens­werte regionale Vielfalt kann leicht in regio­nale Ungleichheit umschlagen: Der Staat zieht sich mit jeder Regionalisierung oder Dezen­tralisierung ja auch ein Stück weit aus seiner Verantwortung zurück. Wenn in Zukunft nicht nur die berufsbildenden Schulen, sondern (zunächst) auch die großen Systeme des allge­meinbildenden Schulwesens budgetiert wer­den, wenn schließlich die kommunalen und staatlichen Budgets "eigenständiger Schulen" zusammen­gelegt werden, dann wird man sich wieder über die Grenzen der Vielfalt und die Notwendigkeiten zumindest regionaler Solidarität und Absprachen unterhalten müssen. Bestimmte Bildungsindikatoren deuten schon heute auf ein Qualifizierungsgefälle zwischen dem Nordwesten und dem Südosten Niedersachsens hin, das durch Regionalisierung und Privatisierung sicherlich nicht reduziert werden kann.
 
3.   Auf einer Fachtagung des Didaktischen Zentrums der Universität Oldenburg zur "Schulent­wicklung in der Region" vom 12. März d. J. unterstrich die Hauptreferentin, Prof. Dr. Hanna Kiper, dass regionale Bildungsplanung selbstverständlicher Bestandteil von Regio­nalent­wicklung werden müsse. Diese These ist für uns nicht neu!

Besondere Dringlichkeit gewinnt sie dann, wenn im Zuge der geplanten Auflösung der Bezirksregierungen Aufgaben "nach oben" und "nach unten" zu verlagern sind. Wir sollten in Ostfriesland mit seiner besonderen bildungspolitischen Geschichte und seiner beson­deren pädagogischen Kultur nicht nur defensiv und abwehrend auf diese Entwicklungen reagie­ren! Allerdings habe ich gegenüber den sehr weitreichenden Institutionalisierungsvorstellungen, die Hanna Kiper auf dieser Tagung entwickelte, weichere und flexiblere Formen der regio­nalen Kooperation vor­ge­schlagen.
 
4.   Schon jetzt sollten sich aber unsere regionalen Schulträ­ger, v.a. auf Kreisebene, auf die sich abzeichnenden Entwicklun­gen vorbereiten. Dies könnte beispielsweise heißen, zunächst, ggf. unter Moderation der Ostfriesischen Landschaft, eine Regionale Bildungskonferenz zur Koordination ihrer bildungspolitischen Interessen und zur Vorbereitung konkreter Schritte zu gründen. Vielleicht wäre es aber auch sinnvoll, für diese Überlegun­gen gleich den Ein­zugsbe­reich der Strukturkonferenz Ost-Friesland als Grundlage zu nehmen.